Wie können wir die Furcht vor dem Tod überwinden?
Sri Chinmoy: Gegenwärtig fürchten wir uns vor dem Tod, weil wir an uns als unseren Körper, unseren Verstand und unsere Sinne denken. Doch der Tag wird kommen, an dem wir aufgrund unseres Strebens, unserer Gebete und unserer Meditationen, uns nicht mehr als Körper empfinden, sondern als unsere Seele. Wir werden uns als ein bewusstes Instrument Gottes sehen. Da Gott allgegenwärtig ist und Er uns zu Seiner eigenen Manifestation braucht, wie kann Er uns je dem Tod überlassen.
Wie weit wir die Todesfurcht besiegen können, hängt davon ab, wie sehr wir Gott lieben und wie aufrichtig wir Ihn brauchen. Wenn man jemanden braucht, schafft man unmittelbar eine Art inneren Zugang zu dieser Person. Wenn unser Bedürfnis nach Gott seelenvoll, hingegeben und dauerhaft ist, dann schaffen wir in der inneren Welt einen freien Zugang zu Gottes Liebe, Gottes Mitleid und Gottes Anteilnahme. Wie können wir uns vor dem Tod fürchten, wenn wir ständig Gottes Liebe, Sein Mitleid und Seine Anteilnahme fühlen können? In dem Augenblick, in dem wir fühlen, dass wir Gott brauchen und Er uns braucht, in dem Augenblick, in dem wir fühlen, dass Gott in uns, vor uns und um uns herum ist, existiert der Tod nicht länger für uns. Wenn Gott unserem Verstand jedoch fern ist, wenn Gott nicht in unserem Herzen wohnt, wenn wir das Gefühl haben, dass Gott weit weg sei - dann natürlich existiert der Tod für uns. Andererseits, wo ist der Tod? Dieser physische Körper wird die Erde verlassen, doch die Seele, die ein bewusster Teil Gottes ist, wird für alle Ewigkeit bewusst in und für Gott bleiben. Es bleibt uns überlassen, ob wir uns als den Körper oder die Seele sehen. Wenn wir in uns nur den Körper sehen und nicht streben, dann sind wir spirituell gesehen schon tot. Wenn wir in uns jedoch die Seele sehen, heißt das, dass wir schon eine innere Verbindung zu Gott geschaffen haben. Wenn wir wissen, dass die Seele unsere wirkliche Wirklichkeit ist, dann werden wir keine Angst mehr vor dem Tod haben.