Yoga: Symbiose von Kraft und Stille

Manhattan in der Abenddämmerung.
Die Sonne war längst am dämmrigen Horizont verschwunden und hatte einem unwirklichen Großstadtlicht Platz gemacht. Die müden Augen der überdimensionalen Hochhausriesen blickten stumm in die verblassende Ferne. Doch schon bald wurden auch sie vollkommen eins mit der friedlich einbrechenden Nacht, die mit mildem Drängen ihre kraftvollen Lider sanft verschloss.
Nur hier unten, in den engen Asphaltschluchten Manhattans, wollte der Tag nicht zu Ende gehen. Denn nach wie vor zogen unzählige grellgelbe New Yorker Taxen die schnurgeraden, kilometerlangen und breiten Avenues entlang, die vom Leben tausender größerer und kleinerer Geschäfte pulsierten. Ein stetiger Strom von Passanten durchspülte sie, ein konstantes Kommen und Gehen.
Einer davon war ich. Aus den Tiefen des gigantischen New Yorker U-Bahn-Systems kommend, suchte ich nach einem Ort, welcher Ruhe und Stille in diesem Meer von Kraft und Lebendigkeit versprach. Und schon bald war ich am Ziel angekommen, einem kleinen Konzerthaus, inmitten der heimlichen Hauptstadt der Welt.

Ruhe im Herzen der Betriebsamkeit.
Sanfte, meditative Klänge erfüllten den Raum. Sie wechselten sich ab mit kraftvollen Improvisationen auf Synthesizer und Klavier. Irgendwie passte diese Kombination wunderbar zum stets lebendigen New York, sowie zu dem, was man normalerweise unter Meditationsmusik versteht. Und auch der Vortragende war ein vollkommenes Beispiel dieser Symbiose von Ost und West, von innerem Frieden und äußerer Dynamik - der spirituelle Lehrer Sri Chinmoy.
Integral oder allumfassend heißt daher nicht zuletzt der von ihm gelehrte innere Pfad. Und irgendwie kamen mir jetzt auch wieder die Hochhausriesen in den Sinn, wie sie mit ihrer kraftvollen Ausstrahlung vom Frieden der Abenddämmerung umgriffen worden waren. Denn als der letzte Ton des Konzertes verklungen war, wehte ein fühlbarer Hauch der Ruhe durch den Raum. Ein Hauch, der wie schwerelos den Hochhausriesen zu folgen schien - bis in die losgelöste Freiheit der kraftvollen Stille.

(Siehe auch Web-Log zur Selbst-Transzendenz von Mahamani)