Sexualität

Alle echten spirituellen Meister wussten, dass sexuelle Enthaltsamkeit die Voraussetzung ist, um bleibenden inneren Frieden, ewige Freude und Erleuchtung zu erlangen. Auf einfühlsame Weise erklärt Sri Chinmoy, wie sexuelle Enthaltsamkeit mit Freude entwickelt werden kann, ohne Selbstquälerei und Unterdrückung sexueller Bedürfnisse.

Welchen Stellenwert nimmt die Sexualität im spirituellen Leben ein?

Zwei Sucher, die das spirituelle Leben angenommen haben und mehr Fortschritt machen möchten, müssen langsam und nach und nach das niedere Vitale reinigen. Es ist ein langsamer, stetiger, erleuchtender und überzeugender Prozess. Die Bewegungen des niederen Vitalen können so nach und nach in tiefere innere Ekstase transformiert werden.

Ist die Selbst-Reinigung schwieriger, wenn wir verheiratet sind?

Sri Chinmoy: Wenn dein niederes Vitales sehr stark ist und Reinigung benötigt, dann ist der schnellste Weg zur Reinigung deine ständige Strebsamkeit. Wenn dies jedoch nicht möglich ist, wenn es dir schwerfällt, an deinem spirituellen Weg genügend Freude zu finden, dann muss dein spiritueller Partner - wen immer du auch auswählst - ebenfalls deinem spirituellen Pfad angehören. Wenn dein spiritueller Partner zu einem anderen Pfad gehört, wird es zwischen euch große Auseinandersetzungen geben. Jeder wird sagen, sein Pfad sei der beste. Es wird einen Kampf zwischen den Ideen und Idealen der beiden Pfade geben. Doch wenn ihr beide dem gleichen Pfad folgt, kann jeder den anderen inspirieren. Der Schnellere der beiden wird jeweils dem anderen vorwärts helfen.
Was du zur Reinigung wirklich benötigst, ist Strebsamkeit. Doch quäle dich nicht. Unterdrückung ist sehr schlecht. Im Verlaufe des Reinigungsprozesses musst du die niederen vitalen Bedürfnisse wie das Rauchen, Trinken und das ungöttliche emotionelle Leben auf ein Minimum verringern. Auf diese Weise können wir ständigen Fortschritt machen, langsam aber stetig. Doch versuche nicht, alles auf einmal zu unterdrücken. Deine Selbst-Reinigung wird nicht deshalb äußerst schwierig sein, weil du verheiratet oder ledig bist, sondern weil du versuchst, sie zu erzwingen. In diesem Falle wird es nicht nur äußerst schwierig, sondern gänzlich unmöglich sein.

Ist sexuelle Enthaltsamkeit für die Gottverwirklichung oder Erleuchtung notwendig?

Sri Chinmoy: Um Selbstverwirklichung zu erhalten ist sexuelle Enthaltsamkeit absolut notwendig. Aber wir werden die Selbstverwirklichung nicht über Nacht erhalten. Dazu braucht es Zeit; es braucht Strebsamkeit und Meditation. Ein Student erhält sein Diplom nicht nach einem Tag oder nach einem Monat, und Gottverwirklichung ist nicht nur ein Studium, sondern auch ein überaus schwieriges Fach. Um es abzuschließen, sind viele Jahre und viele Inkarnationen nötig. Es ist eine sehr lange Straße. Wenn du einem Anfänger sagst, er müsse sein ganzes niederes vitales Leben sofort aufgeben, wird er sagen: „Oh, das ist unmöglich! Das spirituelle Leben ist nichts für mich.“ Wenn man gleich beim Eintritt ins spirituelle Leben all seine niederen vitalen Neigungen aufgeben muss, dann beginnt man das spirituelle Leben nie. Doch wenn der Sucher sein niederes vitales Leben allmählich aufgibt, dann wird nach vielen Jahren spiritueller Übung schließlich die Zeit kommen, wo er fähig sein wird, voll und ganz enthaltsam zu leben.
Jeder Einzelne hat sein eigenes Strebsamkeits-Niveau. Wenn jemand eine Minute lang strebt, eine Minute lang meditiert und den Rest des Tages in der äußeren Welt in einem tierischen Bewusstsein verbringt, glaubst du, dass er dann am Tag darauf Gott verwirklichen wird? Nein! Wenn man ein Anfänger ist und sich mit ein wenig Freude und mit ein wenig Licht zufrieden gibt, dann darf man nicht versuchen, das sexuelle Leben völlig aufzugeben. Dem Anfänger sage ich: „Langsam und stetig gewinnt man das Rennen.“ Sein Bedürfnis nach niederer vitaler Aktivität nimmt mit seinem Fortschritt im spirituellen Leben automatisch ab. Bis es soweit ist, sollte man sein Bestes tun, ein reines, aufrichtiges Leben entsprechend seinem eigenen Niveau zu führen.
Sobald der Strebende den Punkt erreicht, wo er sagen kann: „Ich will unendliches Licht, unendliche Freude, unendliche Seligkeit, unendlichen Frieden; ich will weit, weiter, am weitesten gehen“, muss er der Reinigung seines vitalen Lebens große Beachtung schenken. Wenn sein Ziel Gottverwirklichung ist, das Unendliche, das Ewige, das Unsterbliche, dann muss er von ganzem Herzen streben: physisch, vital, gedanklich, psychisch, mit seiner ganzen Existenz, mit allem was er hat und allem was er ist. An diesem Punkt muss er nicht nur körperlich, sondern auch gedanklich völlig enthaltsam werden. Er muss fühlen, dass ihn das sexuelle Leben an die niedrigste Ebene des Erd-Bewusstseins bindet, wohingegen er doch das höchste Gott-Bewusstsein will. Gott ist in der Erde und im Menschen. Aber der Mensch wird erst dann göttlich funktionieren können, nachdem er all seine Bande zur Erde und zum Menschen hingegeben und sein Einssein mit Gott verwirklicht hat. Wenn die Lebensenergie nicht bereit ist, wenn sie nicht rein genug ist, wird sie sich gegen diese strenge Disziplin auflehnen und deine Strebsamkeit zerstören, oder dein Körper wird Widerstand leisten und zusammenbrechen. Wenn du deine vitalen Bedürfnisse unterdrückst ohne genügend Reinheit zu haben, werden sie nach zwei oder drei Jahren oder bereits nach ein paar Monaten äußerst heftig wieder zum Vorschein kommen. Wenn du die niedere vitale Kraft mit größter Mühe mit Gewalt unter Kontrolle hältst, wenn es nichts Spontanes und Befriedigendes ist, dann wirst du eines Tages einer Versuchung begegnen, die über deine Kraft hinausgeht. Deine Lebensenergie wird wie ein Vulkan ausbrechen, und du wirst praktisch wahnsinnig werden. Dann verhalten sich Menschen wie Tiere. Das ist in Indien vielen, vielen Strebenden passiert, nachdem sie ihre vitalen Regungen fünf oder sechs Jahre ohne richtige Reinigung unterdrückt hatten. Ein Sucher, der vom vitalen Leben immer noch versucht wird, seine Begierden jedoch ständig unterdrückt, wird nie etwas erreichen. Nur durch das spontane innere Gewahrsein, dass das sexuelle Leben für ihn unnötig ist, kann er es transzendieren.
Wir beobachten, dass ein Kind manchmal Schmutz, Staub, Steine und alles mögliche isst. Für das Kind sind das die leckersten Speisen. Aber wenn es älter wird, isst es nur noch richtige Nahrung. Ganz ähnlich vergnügt man sich an ungöttlichen Dingen, wenn man im spirituellen Leben nicht ganz reif ist. Doch wenn man älter wird, sieht man, dass die Dinge, die man zu essen pflegte, nur Schmutz und Unreinheit waren, und man verliert den Geschmack an ihnen. Wenn ein Sucher beginnt, bedeutende und erfüllende innere Erfahrungen zu erhalten, wird sein ganzes Wesen von Licht und Wonne überschwemmt. Dann kann er den Unterschied zwischen körperlichem Vergnügen und spiritueller Freude, zwischen Schmutz und wirklicher Nahrung klar erkennen und fühlen.
Sexuelle Enthaltsamkeit kann nur mit der richtigen Methode erreicht werden. Wenn du ins spirituelle Leben eintrittst und sagst: „Heute werde ich alle meine niederen vitalen Neigungen besiegen“, dann bist du ein Narr. Morgen wird dein Verstand die Notwendigkeit dieser Selbstverleugnung bezweifeln und deine Lebensenergie wird dich auf alle Arten quälen. Wenn deine Lebensenergie nicht bereit ist, wenn sie nicht rein genug ist, wird sie sich gegen diese strenge Disziplin auflehnen und deine Strebsamkeit zerstören, oder dein Körper wird Widerstand leisten und zusammenbrechen. Wenn du deine vitalen Bedürfnisse unterdrückst ohne genügend Reinheit zu haben, werden sie nach zwei oder drei Jahren oder bereits nach ein paar Monaten äußerst heftig wieder zum Vorschein kommen. Wenn du die niedere vitale Kraft mit größter Mühe mit Gewalt unter Kontrolle hältst, wenn es nichts Spontanes und Befriedigendes ist, dann wirst du eines Tages einer Versuchung begegnen, die über deine Kraft hinausgeht. Deine Lebensenergie wird wie ein Vulkan ausbrechen, und du wirst praktisch wahnsinnig werden. Dann verhalten sich Menschen wie Tiere. Das ist in Indien vielen, vielen Strebenden passiert, nachdem sie ihre vitalen Regungen fünf oder sechs Jahre ohne richtige Reinigung unterdrückt hatten. Ein Sucher, der vom vitalen Leben immer noch versucht wird, seine Begierden jedoch ständig unterdrückt, wird nie etwas erreichen. Nur durch das spontane innere Gewahrsein, dass das sexuelle Leben für ihn unnötig ist, kann er es transzendieren.
Wir beobachten, dass ein Kind manchmal Schmutz, Staub, Steine und alles mögliche isst. Für das Kind sind das die leckersten Speisen. Aber wenn es älter wird, isst es nur noch richtige Nahrung. Ganz ähnlich vergnügt man sich an ungöttlichen Dingen, wenn man im spirituellen Leben nicht ganz reif ist. Doch wenn man älter wird, sieht man, dass die Dinge, die man zu essen pflegte, nur Schmutz und Unreinheit waren, und man verliert den Geschmack an ihnen. Wenn ein Sucher beginnt, bedeutende und erfüllende innere Erfahrungen zu erhalten, wird sein ganzes Wesen von Licht und Wonne überschwemmt. Dann kann er den Unterschied zwischen körperlichem Vergnügen und spiritueller Freude, zwischen Schmutz und wirklicher Nahrung klar erkennen und fühlen.Indem wir unsere vitalen Begierden schlagen oder mit Gewalt bezwingen, können wir niemals Freude erhalten. Nur indem wir Erleuchtung in sie gießen, können wir wirkliche Freude erhalten. Wenn unsere Strebsamkeit absolut intensiv ist, brauchen wir Gott allein - nichts und niemanden sonst. Wenn wir Ihn ganz intensiv wollen, geben wir das Leben des Vergnügens gerne auf. Wir kennen den Unterschied zwischen Vergnügen und der erhabenen Freude des Einsseins. Diese absolute Freude des Einsseins können wir nur mit Gott haben und mit keinem Menschen.
Was ist die richtige Methode, um sexuelle Enthaltsamkeit zu erreichen? Wir müssen die Kontrolle Schritt für Schritt und auf natürliche Weise gewinnen. Vitaler Genuss ist genau wie das Trinken alkoholischer Getränke oder das Rauchen von Zigaretten. Wenn wir siebenmal am Tag ein Gläschen trinken oder eine Zigarette rauchen, dann müssen wir es schrittweise reduzieren; wir müssen daraus sechs, fünf, vier, drei, zwei, ein Mal und dann kein Mal machen. Warum? Weil diese Dinge Leid erzeugen. Sie sind wie langsam wirkendes Gift, das unser inneres Leben schwächt und unsere Verwirklichung verzögert. Wenn wir allmählich unser Verlangen nach alkoholischen Getränken oder Zigaretten verringern, werden wir erfolgreich sein und unsere Gesundheit nicht schädigen.
Die niederere Lebensenergie, das sexuelle Leben, muss auf die gleiche Weise besiegt und transzendiert werden. Aber als Anfänger muss man langsam, stetig und unaufhaltsam vorwärts gehen. Wenn man sehr schnell zu laufen versucht, ohne die Fähigkeit oder die notwendige Vorbereitung zu haben, wird man bald erschöpft sein und das Rennen aufgeben müssen. Vielleicht wird man so ernsthaft hinfallen, dass man sich die Beine bricht.
Wir erhalten unseren Universitätsabschluss nicht im Kindergarten. Wir erhalten ihn nach vielen Studienjahren. So kann auch der Anfänger im spirituellen Leben diese bedeutende Errungenschaft nicht sofort erwarten. Er muss das vitale Leben durch Jahre ernsthafter Strebsamkeit und Meditation - durch das innere Studium - nach und nach transzendieren. Wenn der Strebende wirklich fühlt, dass er Gott verzweifelt braucht, dass Gott das einzige Ziel seines Lebens ist, dann hat dieser Strebende die Fähigkeit, sehr schnell zu laufen, und ich werde ihm sagen, dass er hundertprozentig sexuell enthaltsam leben soll.
Millionen von Menschen schlafen immer noch und streben nicht bewusst nach Gottverwirklichung. Sie können mit ihrem Leben tun und lassen, was sie wollen. Jene, die gerade erwacht sind, sollten versuchen, ihr Leben langsam zu reinigen. Jene, die ein wenig fortgeschritten sind, müssen sehr achtsam sein und ihrem spirituellen Leben ihre ganze Aufmerksamkeit schenken. Die wirklich Fortgeschritten finden, dass für sie keine niedere vitale Notwendigkeit existiert. Bei ihnen hat das Leben wirklicher Freude das Leben des Vergnügens ersetzt. Und wenn die Verwirklichung einmal stattgefunden hat, kann die Versuchung sie natürlich nie mehr anfallen.
Wir müssen wissen, wie ernst wir das spirituelle Leben nehmen. Sexuelle Enthaltsamkeit ist nicht für den sogenannten Strebenden, der einmal pro Woche meditiert und für den Rest der Woche dann nichts mehr mit Gott zu tun hat. Ich würde dem Betreffenden nicht raten, sexuelle Enthaltsamkeit auch nur zu versuchen. Unglücklicherweise wird es ihn auf der einen Seite tausende und tausende von Jahren kosten, Gott zu verwirklichen, und sogar viele Jahre, um von seinem spirituellen Leben ein wenig Erfüllung zu erhalten. Auf der anderen Seite wird ihm das kleine Vergnügen, das er von seinem vitalen Leben erhalten würde, versagt bleiben, wenn er versuchen würde, sexuell enthaltsam zu leben. Doch man braucht nicht in das andere Extrem zu verfallen und ein tierisches Leben führen, nur weil man nicht bereit ist, absolut enthaltsam zu leben. Sich jeden Tag dem sexuellen Leben zu überlassen, heißt jeden Tag in den verschlingenden Rachen eines brüllenden Tigers zu springen. Versuche es auf ein Mindestmaß zu reduzieren.
Wir müssen ein normales menschliches Leben führen, ein beherrschtes, geregeltes Leben. Wir müssen unser vitales Leben mindestens auf ein menschliches Niveau bringen, bevor wir wirklich spirituellen Fortschritt machen können. Doch auf der Erde gibt es viele Menschen, die in dieser Beziehung tatsächlich auf der tierischen Bewusstseinsebene leben. Auch müssen wir erkennen, dass vitale Unreinheit oder sexuelles Vergnügen nicht nur im Körper, sondern auch im Verstand und im Herzen vorkommen kann. Wenn wir uns auf der mentalen Ebene an unreinen Gedanken erfreuen, sind sie für unser spirituelles Leben ebenso schädlich wie der tatsächliche körperliche Akt.
Innere Reinigung beginnt mit unserer bewussten Meditation. Zuerst muss sie während unserer wachen Stunden erreicht werden, dann auch während unseres Schlafs. Danach kann sie im Traum-Stadium stattfinden. Bei der inneren Reinigung arbeiten wir uns schrittweise vor. Das heißt, wir müssen uns während der Meditation ständig reinigen.
Der wirkliche Sucher sehnt sich nach dem Höchsten und nach dem Tiefsten in jedem Teil seines Wesens. Wenn er auf seiner Reise zur Selbstentdeckung eine gewisse Strecke erfolgreich zurückgelegt hat, wird er die niedereren vitalen Kräfte in seiner Natur allmählich überwinden, und Reinheit wird in seinem Bewusstsein solide und dauerhaft verankert. Er weiß, dass die Unendlichkeit im sexuellen Leben erstickt wird, wohingegen in der Gottverwirklichung Unendlichkeit und Ewigkeit das Spiel der Ekstase in ihm spielen. Die letzte Wahrheit, das letzte Ziel, die Verwirklichung des Höchsten verlangt die völlige Reinigung und die völlige Transformation der niedereren Lebensenergie. Gott schuf das niedere vitale Leben für die Fortpflanzung der menschlichen Rasse, als der Mensch gerade aus dem Tierreich hervorgegangen und noch größtenteils von seinen tierischen Trieben beherrscht war. Doch Gott erwartete und beabsichtigte, dass der Mensch im Verlauf seiner Evolution sein niederes vitales Leben reinigen und vergöttlichen würde. Bis jeder Mensch auf der Erde so göttlich geworden ist, dass alle niedere vitale Aktivität aufgehört hat, wird die Evolution der Menschheit ein völlig neues System der Reproduktion hervorgebracht haben. Aber das wird noch tausende von Jahren nicht geschehen.
In der Zwischenzeit wird Gottes Schöpfung nicht darunter leiden, wenn ein Sucher ein reines, strenges spirituelles Leben führt. Wenn er sexuelle Enthaltsamkeit höchster Ordnung einhält, wird die Welt nicht an Bevölkerungsmangel leiden, denn nicht jedermann nimmt gerade jetzt das spirituelle Leben an. Es kommt oft vor, dass in einer Familie die Geschwister eines Suchers kein Interesse am spirituellen Leben haben. Lassen wir den Fortbestand der Weltbevölkerung von jenen abhängen, die kein spirituelles Leben führen. Ein Sucher denkt an allererster Stelle an die Gottverwirklichung. Es gibt mehr als genug Menschen auf der Erde, die sich um das Bevölkerungsproblem kümmern, während sich jeder Sucher um sein Gottverwirklichungsproblem kümmert.

Welchen Zweck hat die Vereinigung zwischen Mann und Frau?

Sri Chinmoy: Wenn die Vereinigung zwischen Mann und Frau stattfindet, misst jeder Partner der Handlung einen großen oder geringen Wert bei. Doch wenn im höchsten, tiefsten spirituellen Leben die Verwirklichung des Einsseins mit der ganzen Menschheit zum Vorschein kommt, dient diese gewöhnliche menschliche Vereinigung keinem Zweck mehr. Man kann mit jemandem Hunderte von Malen eine physische Beziehung haben, doch die wirkliche Vereinigung, die innere Vereinigung, findet nicht statt. Nur wenn wir unsere Seelenvereinigung mit einem Menschen herstellen können, werden wir erfüllt sein. Erst wenn wir uns vom Netz der Unwissenheit befreien und die ganze Erde als unser eigen verwirklichen können, erst wenn wir fühlen, dass die gesamte Menschheit ganz unser eigen ist, können wir die eigentliche Vereinigung herstellen. Physische Vereinigung ist im Vergleich zur all-durchdringenden Vereinigung des spiritueller Einsseins, das wir haben können, keine Vereinigung.
Ich sage euch dies alles vom strikt spirituellen Standpunkt aus. Wir müssen eine gewisse Ebene erreichen, bevor wir die gewöhnlichen menschlichen Beziehungen zurückweisen können. Häufig kommen Schüler in Indien zu ihrem Meister und sagen ihm, in der menschlichen Vereinigung gebe es keine Freude. Diese Schüler treten dann in das tiefere spirituelle Leben ein und erhalten von der inneren Vereinigung mit ihrem geliebten Supreme höchste Freude und reinste Wonne. Wonne und Vergnügen sind zwei verschiedene Dinge. Wenn man sich um das innere spirituelle Leben bemüht, wird man Wonne erhalten. Wenn man sich um das gewöhnliche menschliche Leben bemüht, wird man Vergnügen erhalten. Auf Vergnügen folgt zwangsläufig Frustration, da man im Vergnügen keine dauernde Erfüllung findet. Doch Wonne selbst ist all-erfüllend. Diese Wonne erhalten wir nur in der spirituellen Vereinigung mit dem Göttlichen, mit unserem inneren Wesen. Wir müssen wissen, was wir wollen. Wenn wir Vergnügen wollen, genügt die Vereinigung zwischen Mann und Frau für eine Weile. Doch wenn wir Wonne wollen, die unsterblicher Nektar, unsterbliche Seligkeit ist, dann müssen wir den Pfad der Spiritualität einschlagen und die erhabene Vereinigung zwischen Mensch und Gott herstellen.

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