Wie können wir uns von Anhaftung befreien?
Sri Chinmoy: Es besteht ein großer Unterschied darin, den Dingen nicht verhaftet zu sein, und Gleichgültigkeit. Gleichgültigkeit liegt dann vor, wenn du den Dingen, die geschehen, keine Beachtung schenkst. Sie ist im Grunde nichts anderes als Achtlosigkeit. Nicht verhaftet zu sein ist hingegen die Fähigkeit, sich von äußeren Geschehnissen nicht in Mitleidenschaft ziehen zu lassen. Ob du nun erfolgreich warst oder Misserfolg hattest, ob dich die Menschen in den Himmel gelobt oder schlecht über dich gesprochen haben – all das beeinflusst dich nicht. Wenn dir nach einem Erfolg Bewunderung und Anerkennung gezollt wird, kommt dein Ego manchmal auf zerstörerische Weise zum Vorschein oder du verlierst dein inneres Gleichgewicht. Dann bist du verloren. Auf der anderen Seite bist du enttäuscht, wenn die Menschen schlecht über dich sprechen. Auch hier kommt dein Ego wieder zum Vorschein, was sich in deiner Betroffenheit äußert. Doch nur wenn du dich durch nichts mehr in Mitleidenschaft ziehen lässt, hast du dich wirklich von der Anhaftung befreit.
Diese Loslösung ist jedoch in keiner Weise Gleichgültigkeit anderen Menschen und ihren Handlungen gegenüber; sie bedeutet nur, dass du dich davon nicht in Mitleidenschaft ziehen lässt. Gleichzeitig wirst du dich nicht in die Aktivitäten anderer Menschen einmischen in dem Glauben, besser zu sein oder mehr Weisheit zu besitzen. Wenn du dich anderen überlegen fühlst, wirst du dich dabei nur elend fühlen. Natürlich sollst du deinen Mitmenschen mit aller Aufrichtigkeit helfen, wenn sie wirklich in Schwierigkeiten sind. Häufig aber meinst du, andere würden deine Hilfe benötigen, obwohl dies gar nicht der Fall ist. Frei von Anhaftung zu sein und Gleichgültigkeit sind also grundverschiedene Dinge.