Weblog von Bhagavantee

"Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles." -Goethe

Mit Geld richtig umzugehen, kann eine lebenslange Lernaufgabe sein. Geld scheint eine alles beherrschende Kraft zu sein. Dabei ist es, neutral betrachtet, doch nichts als ein Tauschmittel. Stell dir vor, du müsstest ein Buch gegen einen Korb Äpfel tauschen, oder dein Fahrrad hergeben, damit du im Winter täglich mit den Öffis fahren kannst. Deinem Vermieter schleppst du monatlich Berge von Kleidung, Lebensmitteln oder Kinokarten an, je nachdem, was er als ausreichendes Äquivalent für die Miete betrachtet. Wie mühsam! Das Geld wurde erfunden, um in einer wachsenden Wirtschaft ein adequates Tauschmittel zu sein. Geld an sich bedeutet ja nichts, wenn wir ihm nicht eine größere Bedeutung zumessen. Aber genau das tun wir Tag für Tag.
Im spirituellen Leben lernen wir allmählich, unsere tiefe Anhaftung an das Geld und auch die Angst vor dem Mangel loszulassen; wir lernen auch unsere Begierden nach materiellen Dingen zu beobachten, zu kontrollieren und zu reduzieren. Wir erkennen irgendwann, dass ein einfaches Leben sehr viel glücklicher und erfüllender ist als die Jagd nach Besitz und Reichtum.
In der heutigen Welt ist es unangebracht, als Asket zu leben. Das würde der Notwendigkeit widersprechen, die Welt als solche anzunehmen. Viel wichtiger ist ein losgelöster Umgang mit der Geldkraft, die nun einmal nötig ist, unser materielles Dasein zu erhalten, die uns aber auch Reisen zu spirituellen Orten ermöglicht oder für Projekte gebraucht wird, die spirituellem Wachstum, selbstlosen Absichten, und dem Gemeinwohl dienen.

"Ein Mangel an Geld
verzögert deine Welt-Reise.
Ein Mangel an Liebe
verzögert deine Lebens-Reise.
Ein Mangel an Strebsamkeit
verzögert deine Gott-Reise.
Doch wenn du glücklich sein kannst,
werden Geld-Samen in dir wachsen,
wird der Liebes-Fluss durch dich fließen,
wird der Strebsamkeits-Berg auf dich warten." -Sri Chinmoy

Theaterlust!

In mir wieder einmal das Bedürfnis, schöpferisch sein zu wollen. Etwas zu erschaffen, das es noch nicht gibt. Durch künstlerische Form einem Neuen Ausdruck zu verleihen.
Ich greife mir ein Buch aus dem Regal, tauche ein in die Weisheit Sri Chinmoys, in eine Welt der Bilder, Gleichnisse, Wahrheiten. Und siehe da, ein Gedicht spricht mich an, springt mir förmlich entgegen. Ein Bild formt sich, ich möchte es spielen. Spielen als Theaterstück auf der Bühne. Das nächste Gedicht fügt sich an, es passt dazu, dann noch eins, noch eins, noch eins. Eine Flut von Bildern stürzt auf mich ein, sie erzeugt einen dynamischen Strom an Spielfreude und Bewegungslust. Und schon krame ich im Schrank nach Requisiten, probiere Kostüme, übe vor dem Spiegel. Und ich jauchze vor Freude, denn eins fügt sich ans andere. Gleichsam aus dem Nichts ist ein Theaterstück entstanden, das ich auf dem nächsten europaweiten Meditations-Treffen vorführen will. Begeisterung durchflutet mich, ich habe ein Ziel. Die nächsten Tage verbringe ich damit, meine Spielgefährten zu finden, die Rollen zu verteilen, Utensilien zu besorgen, meine Texte zu lernen. Mein Alltagstrott ist verflogen, das winterliche Grau vor dem Fenster hat keine Macht mehr über mich. Überall tanzt die Freude und ich mit ihr.
Sri Chinmoy hat einmal erwähnt, dass ein Schüler, der an Depressionen litt, diese durch Theaterspielen wirksam überwunden hat. Meine eigene Erfahrung bestätigt das nachdrücklich!

Das Geschenk des Friedens

Frieden ist Stille. Stille im Verstand. Frieden ist Weite. Weite, die dich ausdehnt ohne ein Ende zu kennen. Im Frieden wohnt die Liebe, denn du hast dem, was dir widerfährt, nichts mehr entgegenzusetzen. Frieden sieht den anderen Menschen als die Ausdehnung deines eigenen Selbstes an. Er zieht keine Grenzen zwischen mir und dir. Frieden ist Beglückung. Frieden ist Zufriedenheit.
Folgendes Gedicht von Sri Chinmoy drückt diese Erfahrung vollkommen aus:
Friede kennt keine Befehle.
Friede kennt keine Forderungen.
Friede kennt keine Zurückweisung.
Friede kennt keine Erwartung.
Friede schenkt einzig Gott-Weisheit.”

Frühlingsmorgen-Glück

“Mein Morgen beginnt mit dem Sonnen-Blüten-Segen meines Geliebten Höchsten Herrn.” –Sri Chinmoy

Was für eine Freude, frühmorgens bei hellem Sonnenschein und strahlend blauem Himmel einen Berg hinaufzulaufen, einzutauchen in das üppige Grün der Frühlingswiesen und-wälder. Dann hoch oben über der Stadt zu stehen, die Arme gleich Flügeln auszubreiten und all die Weite des Himmelsgewölbes in mich aufzunehmen. Einen Atemzug lang die Freiheit von allen Begrenzungen zu spüren, von allen Verpflichtungen, die unten im Gewimmel der Stadt schon darauf warten, mich wieder einzufangen. Ich laufe weiter über schmale Pfade, auf Wiesenwegen, über Stock und Stein, genieße den Anblick der blühenden Wiesen, atme genussvoll und tief das Prana der Frühlingsluft. Dann kehre ich heim, das Herz voller Weite und die Taschen voller Kräuter für meinen grünen Smoothie, der für mich mittlerweile zum besten und gesündesten Frühstück geworden ist. Ich fühle mich als Kind von Mutter Erde, bin dankbar, dass sie mich mit ihren Gaben nährt und erfüllt.
Und ich bin gerüstet für einen Alltag an der Hauptstraße, mit Verkehrslärm, Staub, Sirenengeheul. Denn das Licht des Himmels und die Kraft der Erde haben den Raum in mir schon ausgefüllt.
Diese wunderbare Erfahrung ist mir zuteil geworden, weil ich der Versuchung wiederstanden habe, mich weiter dem wohlig-weichen aber schrecklich trägen Morgenschlummer zu ergeben! Und jeden Tag in diesem schönen Wonnemonat Mai habe ich gleiche Gelegenheit dazu...

“Der Winter deiner Körper-Lethargie kann nur dann sofort vergehen, wenn du bereit bist, den Frühling deiner Seelen-Dynamik willkommen zu heißen.” -Sri Chinmoy

Sport gleich Mord? Oder was steckt dahinter?

Dass Sport in Maßen für Fitness und Wohlbefinden unerlässlich ist, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Aber angesichts dessen, was sich ein Sportler antun mag, ob er nun einen Ironman, ein 6-Tage-Rennen oder sogar die unvorstellbare Strecke von 3100-Meilen bewältigt, stellt sich einem durchaus mal die Frage: Warum tut sich ein Mensch so etwas an? Kann das noch gesund sein...?

Wer nie selbst gelaufen ist oder ähnliche sportliche Herausforderungen auf sich genommen hat, wird dieser Frage wohl immer verständnislos gegenüber stehen. Ich jedenfalls als eingefleischter Sportmuffel quälte mich schon in der Schule, wenn ich nur 2km laufen musste. Was tat da nicht alles weh, wieviel Unmut wurde da nicht in mir wach, gegen die Lehrer und die ganze ungerechte Welt. Wozu sollte das gut sein? Demjenigen, der mir in dem Moment gesagt hätte, dass ich mal in meinem Leben einen Marathon oder mehr laufen würde, hätte ich nur einen Vogel gezeigt.
Jahre später aber fand ich mich in der Gesellschaft von Menschen wieder, die regelmäßig und wirklich mit Begeisterung liefen. Und das steckt an, irgendwann. Ich begann auch mit dem Laufen -und es machte Spaß! Es gab mir wirklich Freude und ich blieb dabei. Allerdings war die Sache mit dem Marathon immer noch so absurd. Wieder einige Jahre später versuchte ich es einfach. Ich lief dann mal los; wenn es nicht ging, konnte ich ja aufhören. Meinen ersten Marathon lief ich in ungezwungener Atmosphäre mit anderen Gleichgesinnten – ich lief ihn zu Ende, knapp unter 5 Stunden. Hinterher schwamm ich im Meer der Begeisterung, war erfüllt von Selbstvertrauen und hatte eine Barriere in meinem Verstand durchbrochen. Danach konnte ich andere Herausforderungen auf mich nehmen. Zu den größten zählt ein 24-Stunden-Lauf in Köln, zu dem ich mich ganz spontan anmeldete. Die längste Strecke, die ich bis dato bewältigt hatte, waren 75km in 6 Stunden. Das bedeutete also einen gewaltigen Sprung für mich. Aber ich hatte in meinem Herzen einen so starken Impuls gefühlt, diese Herausforderung auf mich zu nehmen, dass ich überzeugt war, es schaffen zu können.
Ich lief wie eine Nähmaschine. Es war so schön, die Sonne schien, es ging dahin im Grün der Natur, auf schattigen Wegen, immer am Rhein entlang.
Nach etwa 20 Stunden brauchte ich mal eine längere Pause. Ich lag eine Stunde lang reglos da, habe glaube ich sogar geschlafen. Unterdessen wurden meine Blasen an den Füßen behandelt. Dann stand ich auf, wollte weiter. O Gott, diese Schmerzen! Die Füße schienen nur aus Schmerz zu bestehen, die Beine waren schwer, alle Muskeln steif. Wie sollte ich überhaupt noch gehen?

Aber du gehst einfach und irgendwann läufst du wieder. Du registrierst die Schmerzen, aber bewertest sie nicht. Du weißt, dass sie da sind, aber eine andere Kraft treibt dich voran, die stärker ist als das, was dich bremsen will. Es ist eine kollossale Erfahrung. Du kriegst ein anderes Verhältnis zu körperlichem Schmerz, weil du dich nicht mehr damit identifizierst. Und das nimmst du mit ins alltägliche Leben, weil du den Schmerz nicht mehr so wichtig nimmst. Du beobachtest ihn, fällst aber nicht mehr in ihn hinein und lässt dein Bewusstsein davon nicht überfluten.

Ich glaube, dass dies eine tiefgreifende Erfahrung ist, die Menschen suchen, wenn sie sportliche Herausforderungen annehmen, auch wenn sie Außenstehenden als aberwitzig erscheint. Grenzen sprengen, nicht nur im Kopf, sondern auch im Körper. Dem Körper mehr zutrauen, als du das normal tust. Keine Angst haben, dass es dir schaden könnte. Deine innere Stimme sagt dir nämlich auch, wann du aufhören solltest. Ein gutes Gleichgewicht zu finden zwischen dem Mut, die Grenzen zu sprengen und auf die innere Stimme zu hören, die dich warnt, wenn es zuviel wird. Darauf kommt es an.
Du trittst heraus aus deinem kleinen Raum, überschreitest deine durch Angst eng gesteckten Grenzen. Das ist es, was Sri Chinmoy meint, wenn er von Selbsttranszendenz spricht. Er hat es ja in überwältigender Weise selber vorgelebt.
Belohnt wirst du mit Freude, einer alles durchdringenden Freude und Zufriedenheit, die du selten in dieser Qualität erfährst.

Die tägliche Routine

“Arbeite hingebungsvoll.
Siehe, du meditierst seelenvoll.
Meditiere seelenvoll.
Siehe, du dienst hingebungsvoll.” –Sri Chinmoy

Stell dir vor, es gäbe keine Arbeit, die du nicht gern machen würdest. Wie würde sich das anfühlen? Kein Widerwillen, keine Langeweile, keine Unlust mehr. Egal was du tust, alles macht dir Freude.
Gibt´s nicht, sagst du. Schließlich gibt es immer Dinge, die keinen Spaß machen: Geschirrspülen, Bügeln, Toiletten putzen. Am Computer tagaus, tagein Daten eingeben. Jeden Tag die gleichen Regale einräumen, Kartons auspacken, immer wieder dasselbe zu anderen Leuten sagen. Es gibt so vieles, was langweilig ist, weil es sich wiederholt. Alltagsroutine eben. Und dennoch könnte all das auch Freude machen, könnte es sich besser anfühlen. Wie? Das Geheimnis ist Aufmerksamkeit, volle Konzentration auf die Handlung selbst. Um so in die Kraft der Gegenwart zu tauchen., Ganz im Moment aufzugehen, ohne ein Nachher oder Vorher. Ohne zu bewerten, ohne die Tätigkeit zu dir in Bezug zu setzen. Sei ein Beobachter deiner selbst.
Probiere es: schenke jeder Handlung, die du ausführst, deine volle Aufmerksamkeit. Sei höchst konzentriert auf das, was du gerade tust. Egal ob du abwäschst, Auto fährst, einen Apfel isst oder in der Warteschlange stehst. Gib den Widerstand auf.
Beobachte, was du fühlst, wie du dich fühlst. Dann versuche dein seelenvolles Herz zum Vorschein zu bringen. Fühle den Frieden, fühle die Süße, fühle die Liebe.

Inhalt abgleichen (C01 _th3me_)