12.2 - Freundschaft mit herausragenden Persönlichkeiten

Fortsetzung von Seite 12.1.

Ravi Shankar

Als Junge im Sri Aurobindo-Ashram erlebte Sri Chinmoy Ravi Shankar, als er im Haus des unsterblichen Dilip Kumar Roy auf der Sitar spielte. Nie hätte er sich träumen lassen, dass Ravi Shankar eines Tages für ihn wie ein älterer Bruder sein würde.

Am 20. September 1973 traf Sri Chinmoy den größten Sitarspieler Indiens in New York. Die beiden Männer unterhielten sich lange auf Bengali und tauschten ihre Ansichten über ein breites Spektrum verschiedener Themen aus.

Genau neunundzwanzig Jahre später, am 20. September 2002, wiederholte sich die Geschichte. Dieses Mal flog Sri Chinmoy nach Kalifornien, um mit Maestro Ravi Shankar, seiner geliebten Frau Sukanya und ihrer genialen Schüler-Tochter Anoushka zusammenzutreffen.

Sri Chinmoy begrüßte den Maestro mit einer besonderen musikalischen Verbeugung:

„Ravi Shankar, Sri Chinmoy ist absolut verliebt in deine nektardurchflutete Musik.“

Dann überreichte er Ravi Shankar den U Thant-Friedenspreis und hob ihn auf der Ehrenplattform empor. Als nächstes hob er auch Sukanya-di und Anoushka gemeinsam empor und überreichte der ganzen Familie die „Lifting Up the World with a Oneness-Heart“-Medaille.

Danach sagte Ravi Shankar:

„Sri Chinmoy, mein Bruder, ich bin zu Tränen gerührt und überwältigt von der Liebe, die du mir gezeigt hast, und von der großen Ehre, die du mir erwiesen hast.“

Nur zwei Wochen später flogen Ravi Shankar und seine Familie nach New York, wo der Maestro und seine Tochter in einem privaten Konzert für Sri Chinmoy und seine Schüler spielten. Das Konzert fand im Freien unter einem Zelt statt. An diesem Abend goss es in Strömen und Ravi Shankar fühlte sich tief inspiriert von der Größe und Macht der Natur. Er spielte mit solcher Geschwindigkeit und Brillanz, dass sogar seine Familienmitglieder erstaunt waren. Danach reflektierte Sri Chinmoy:

„Anstatt von Regengüssen zu sprechen, nennen wir es die Tränen der Mutter Erde für den Vater Himmel, die sie vergießt, damit er herabsteigt. Ravi Shankar verkörpert den Himmel, und hier weint Mutter Erde, damit der Himmel herabkommt. Für mich war es ein unvergessliches Erlebnis, ein wahrhaft unvergessliches Erlebnis, das mir für immer in Erinnerung bleiben wird. Ravi Shankars Darbietung war absolut einzigartig. Er spielte und spielte mit seinem ganzen Herzen. Im Alter von 82 Jahren spielte er tatsächlich wie ein junger Mann. Heute Abend haben wir etwas höchst Außergewöhnliches gesehen und gehört. Ravi Shankar war im Siebten Himmel der Ekstase. Wir alle wurden verwandelt.“

Seit dieser Zeit stehen sich Sri Chinmoy und Ravi Shankar außerordentlich nahe, innerlich wie äußerlich. Beide, jeder auf seine eigene Weise, haben unermüdlich Indiens erhabene spirituelle Botschaft der Seele in die entferntesten Teile der Welt getragen. Beide sind Brückenbauer höchster Ordnung zwischen Ost und West.

Ravi Shankar hat Sri Chinmoy im Bereich der Musik segensvoll ermutigt, indem er erklärte:

„Sri Chinmoys Musik ist von Gott gegeben. Er hat einen enormen, einen fantastischen schöpferischen Drang.“

Roberta Flack

Sri Chinmoy begegnete der gefeierten amerikanischen Sängerin und Musikerin Roberta Flack zum ersten Mal im Jahr 1988. Im Lauf ihrer langen und außergewöhnlichen musikalischen Karriere hat Roberta sechs Grammy Awards und 11 Goldene Platten gesammelt.

Sri Chinmoy und Roberta Flack hegen tiefe Bewunderung für einander. Sri Chinmoy hat Roberta Flack den Namen „Addwitiya“ gegeben, was auf Bengali „erhaben unvergleichliche höchste Bewusstseins-Glückseligkeit“ bedeutet.

Nachdem Sri Chinmoy 2001 Roberta Flack auf der Ehrenplattform gehoben und ihr die „Lifting Up the World with a Oneness-Heart“-Medaille überreicht hatte, sagte sie:

„Wenn Sri Chinmoy hebt, beginnt das Gefühl dabei im Innern. Es ist etwas Wunderbares. Man hat das Gefühl, dass man zuerst im Innern gehoben wird. Sri Chinmoy versucht Menschen die Gelegenheit zu geben, den Geist zu sehen. Er vollbringt sein Heben durch Gottes Kraft und mit Gottes Hilfe“.

Roberta Flack ist ein häufiger Besucher in Sri Chinmoys kleinem Meditationsgarten, „Aspiration-Ground“ genannt (zu deutsch: „Ort des inneren Strebens“), im New Yorker Stadtteil Queens. Die Erinnerung an Ihre Auftritte dort bei Sri Chinmoys Geburtstagsfeierlichkeiten werden Sri Chinmoy und seine Schüler noch lange im Herzen bewahren.

Jesse Owens

Während seiner Jugendjahre im Sri Aurobindo-Ashram war Sri Chinmoys Sportidol der unsterbliche amerikanische Sprinter Jesse Owens, der bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin vier Goldmedaillen gewann.

Am 4. November 1972 hatte Sri Chinmoy schließlich Gelegenheit, diesen großen Sporthelden in New York persönlich zu treffen.

„Vor vielen Jahren“,

erzählte Sri Chinmoy Jesse Owens,

„war ich ein unbedeutender Sportler. Doch Sie sind der weltbekannte, unsterbliche Jesse Owens, und meine Bewunderung für Sie ist seit meiner Jungend rein und unverfälscht geblieben. So wie der Name „Kennedy“ in der Welt der Politik eine magische Kraft besitzt, genauso hat in der Welt der Sportliebhaber „Jesse Owens“ diese magische Kraft. Es ist eine göttliche magische Kraft, die unvergänglich ist.“

Im Lauf ihrer Unterhaltung sagte Jesse Owens zu Sri Chinmoy:

„Ich glaube sehr stark an das, was Sie tun. Ich bin ein Bewunderer von Ihnen. Ich liebe, was Sie tun und werde meinen Weg gehen. Ich werde meinen Glauben an Ihre Philosophie weitergeben und Ihre Philosophie zitieren, denn die Menschen brauchen sie. Sie inspirieren diese jungen Leute, Sie motivieren sie für die größere, bessere Seite des Lebens.“

Für Sri Chinmoy war es die größte Freude, mit Jesse Owens zusammen zu sein, den er als Geschenk für die Welt betrachtete. Sri Chinmoy hat seither eine sehr enge Verbindung zu Jesse Owens ganzer Familie aufrechterhalten - einschließlich seiner Töchter und Enkel. Im Jahre 2002 verlieh die Jesse-Owens-Stiftung Sri Chinmoy den „Jesse Owens Humanitarian Award“ in Anerkennung seines Lebenswerkes im Dienst der Weltfamilie.

Muhammad Ali

Wenn wir an den Boxsport denken, denken wir an Muhammad Ali. Auf seinem Zenit „schwebte er wie ein Schmetterling und stach zu wie eine Biene.“ Sri Chinmoy ist ein großer Bewunderer von Muhammad Ali, nicht nur wegen seiner einzigartigen Boxkunst, sondern weil er auch ein großes Herz hat. Muhammad Ali ist die Verkörperung von Freundlichkeit und Mitgefühl.

1976 in Puerto Rico hatte Sri Chinmoy eine lange Begegnung mit Muhammad Ali und war auch bei einer seiner Trainingseinheiten dabei. 1977 traf er ein zweites Mal mit dem Champion zusammen, dieses Mal am Morgen vor dem Kampf gegen Earnie Shavers, bei dem Muhammad Ali seinen Weltmeistertitel im Schwergewicht verteidigte.

Damals sagte Sri Chinmoy zu ihm:

„Sobald die Menschen den Namen „Muhammad Ali“ hören, erhalten sie Inspiration und immense Freude. Er weckt in ihnen die Dynamik, tapfer zu sein und die Unwissenheit herauszufordern. Allein Ihr Name bewirkt das! Deshalb bin ich Ihnen so dankbar und so stolz auf Sie!“

Muhammad Ali erwiderte:

„Mein Ziel ist es, eines Tages wie Sie zu sein - friedlich und raus aus diesen Sport, um für die Menschheit und für Gott zu arbeiten.“

Dann standen Sri Chinmoy und Muhammad Ali Seite an Seite und meditierten ungefähr fünfzehn Minuten lang in Stille. Am nächsten Morgen erschienen in der New York Times zwei große Fotos von Muhammad Ali auf der ersten Seite. Das eine zeigte ihn, wie er mit Shavers in der zweiten Runde seines siegreichen Kampfes Schläge austauschte. Das zweite Foto zeigte ihn in tiefer Meditation neben Sri Chinmoy stehend.

Als Sri Chinmoy 1985 mit dem Gewichtheben begann, war Muhammad Ali unter den ersten, die ihn darin ermutigten. Er sagte:

„Es ist ein Zeichen, dass Gott mit Sri Chinmoy ist, spirituell und physisch. Die Welt braucht mehr Menschen wie ihn.“

2003 war es eine große Freude für Sri Chinmoy, Muhammad Ali und seine Frau Lonnie in Washington, D.C., auf der Ehrenplattform zu heben. Muhammad Ali wurde die 6.000ste Person, die von Sri Chinmoy gehoben wurde! Nachdem er die „Lifting Up the World with a Oneness-Heart“-Medaille erhalten hatte, umarmte Muhammad Ali Sri Chinmoy spontan und sagte zu ihm:

„Bruder, Du bist ein großartiger Mensch! Bruder, Du bist ein sehr starker Mann!“

Carl Lewis

Eine Goldmedaille bei den Olympischen Spielen zu gewinnen, ist eine außergewöhnliche Leistung. Neun Goldmedaillen zu gewinnen, ist praktisch undenkbar. Doch genau das ist dem legendären US-Sportler Carl Lewis gelungen. Er nahm an den Spielen in Los Angeles, in Seoul, in Barcelona und Atlanta teil. Er war der schnellste Mensch auf Erden und wurde bekannt als „King Carl“. Gott erwählte diese heldenhafte Seele, um den Weg zu neuen Höhen in der Welt des Sports zu bereiten.

Sri Chinmoy und Carl Lewis haben eine sehr spezielle innere und äußere Beziehung entwickelt. Im Laufe der Jahre haben sie sich viele, viele Male getroffen und hegen eine große Liebe, Zuneigung und Bewunderung füreinander. Sri Chinmoy hat Carl Lewis den bengalischen Namen „Sudhahota“ gegeben, mit der Bedeutung „unparalleled sacrificer of Immortality’s Nectar-Delight“ – zu deutsch: „der unvergleichliche Opferbringer der Nektarwonne der Unsterblichkeit“.

Sri Chinmoy besuchte die Olympischen Spiele in Los Angeles, Seoul und Atlanta einzig und allein, um seinem geliebten Sudhahota mit seinen Gebeten innere und äußere Unterstützung zuteilwerden zu lassen.

1984 in Los Angeles kam Carl Lewis am Tag vor dem 200- Meterfinale um 11 Uhr morgens zu Sri Chinmoy in sein Hotelzimmer, wo sie gemeinsam eine sehr kraftvolle Meditation hatten. Der Leichtathletikstar wurde begleitet von dem bekannten Schlagzeuger und Musikproduzenten Narada Michael Walden und seiner Frau Anukampa. Diese beiden waren es gewesen, die Carl Lewis mit ihrem spirituellen Lehrer Sri Chinmoy bekannt gemacht hatten.

Nach der Meditation fragte Sri Chinmoy Carl Lewis:

„Willst du meine Vorhersage für den morgigen 200-Meterlauf wissen?“

Carl Lewis bejahte eifrig. Sri Chinmoy fuhr fort:

„Du wirst mit Sicherheit Erster werden. Zweiter wird Kirk Baptiste und Dritter wird Thomas Jefferson.“

„Ein amerikanischer Durchlauf!“

rief Carl Lewis.

Das Rennen fand gegen 17 Uhr 30 am nächsten Tag statt. Das Ergebnis war genauso, wie Sri Chinmoy es vorhergesagt hatte. Unmittelbar nach der Siegerehrung lief Carl Lewis durch das Stadion zu Sri Chinmoy und überreichte ihm voller Liebe und Dankbarkeit sein Siegerbouquet.

Er hat dieses Ereignis in seiner Autobiographie „Inside Track“ beschrieben. Das Kapitel, in dem er über sein Verhältnis zu Sri Chinmoy berichtet, heißt - „A Religious Heart Without Boundaries“ - ein religiöses Herz ohne Grenzen.

Eine weitere sehr bedeutsame Begebenheit ereignete sich bei den Olympischen Spielen in Seoul 1988. Während der Finalläufe über 100 Meter saß Sri Chinmoy auf der Tribüne und hielt eine kleine amerikanische Flagge. Doch Carl Lewis wurde von dem Kanadier Ben Johnson geschlagen. Als Sri Chinmoy das Stadium verließ, sah ihn ein kanadischer Zuschauer mit der amerikanischen Flagge in der Hand und sagte sehr frech zu ihm:

„Die können Sie jetzt einstecken!“

Etwas in Sri Chinmoy veranlasste ihn zu sagen:

„Nicht für lange, nicht für lange.“

Diese Worte kamen aus der Tiefe seiner Seele.

An diesem Abend versuchte Sri Chinmoy seinen geliebten Sudhahota zu trösten, und er war inspiriert, ihm von dem Zwischenfall im Stadium zu erzählen.

„Warten wir ab“,

sagte Sri Chinmoy.

„Wer weiß, vielleicht wird noch etwas geschehen.“

Und tatsächlich - nur zwei Tage später kam die Bestätigung, dass Ben Johnson positiv auf Steroide getestet worden war, und die Goldmedaille wurde Carl Lewis zuerkannt.

Noch eine weitere bedeutsame Erfahrung stand im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen in Atlanta. Als die amerikanischen Ausscheidungskämpfe nahten, sah Sri Chinmoy innerlich eine dunkle Wolke um Carl Lewis. Er rief ihn sofort an und bat ihn, nur für eines zu beten: für den Schutz des Supreme. Sri Chinmoy bat Carl Lewis, in jeder wachen Stunde drei Minuten um Schutz zu beten. Und er bat ihn, dabei alleine zu sein.

Carl Lewis führte Sri Chinmoys höchst ungewöhnliche Bitte getreu aus. Die Wochen vergingen und nichts Schlimmes geschah. Der Tag der olympischen Ausscheidungskämpfe rückte heran und Carl Lewis stand auf der Anlaufbahn und bereitete sich auf den Weitsprung vor. Plötzlich ertönten Schreie von der anderen Seite des Platzes. Überall um ihn herum gerieten die Leute in Panik. Carl Lewis blickte zum Himmel hinauf und sah einen 16-Pfund- Hammer in seine Richtung fliegen. Der Hammer landete weniger als einen Meter von ihm entfernt. Hätte er seinen Kopf oder irgendeinen anderen Teil seines Körpers getroffen, wäre er ernsthaft oder gar lebensgefährlich verletzt worden.

Jetzt sah und fühlte er die Bedeutung von Sri Chinmoys Sorge um ihn über all diese Wochen hinweg. Sofort rief er Sri Chinmoy an, um ihm seine unendliche Dankbarkeit auszusprechen. Mehr noch, er machte weiter und gewann schließlich sogar die Goldmedaille im Weitsprung in Atlanta. Das wiederum ist eine Geschichte für sich! Am Tag des Weitsprungfinales rief Sri Chinmoy um sechs Uhr morgens seinen geliebten Schüler-Freund an, um ihm Inspiration zu geben. Carl Lewis hatte in den Vorläufen keine gleichbleibend gute Leistung gezeigt. Dennoch sagte Sri Chinmoy zu ihm:

„Mach dir keine Sorgen. Du wirst Erster werden.“

Drei Stunden vor dem Finale gab Sri Chinmoy eine getippte Kopie ihres Gesprächs an Carl Lewis Biographen Jeffrey Marx und sagte zum ihm:

„Das kannst du behalten.“

Und siehe da, Sri Chinmoys Vorhersage bestätigte sich! Carl Lewis gewann im Alter von sechsunddreißig Jahren seine neunte Goldmedaille.

Postskriptum: Das Vorhersage-Pendel

Immer wieder einmal spricht Sri Chinmoy über seine inneren Vorhersagen und dann muss er darüber herzhaft lachen, weil die irdischen Wirklichkeiten die Angewohnheit haben, nicht mit den himmlischen Wirklichkeiten übereinzustimmen. Aus diesem Grund kann Sri Chinmoy seine eigenen Voraussagen selbst nie ganz ernst nehmen.

Vor vielen Jahren machte er zwei Vorhersagen: Als er 1986 auf westdeutscher Seite an der Berliner Mauer stand, sagte er voraus, dass die Mauer innerhalb von fünfundzwanzig Jahren fallen würde. Zu seiner großen Freude und Überraschung fiel die Mauer dann schon innerhalb von drei Jahren.

Seine zweite Vorhersage bezog sich auf den Marathonweltrekord. Damals lag der Weltrekord bei 2:08 Stunden. 1988 sagte Sri Chinmoy voraus, dass er innerhalb der nächsten fünf Jahre unter zwei Stunden liegen würde. Selbst heute, nach über siebzehn Jahren, ist diese Vorhersage nicht eingetroffen.

Sri Chinmoy hat die größte Freude daran, seinen Schülern vom manchmal kläglichen Schicksal seiner sogenannten Vorhersagen zu erzählen. Wenn seine Vorhersagen dann allerdings doch eintreffen, oft entgegen aller Wahrscheinlichkeit, ist er der glücklichste Mensch und schreibt es allein Gottes unendlicher Gnade zu.

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