8 Vereinte Nationen
Den Vereinten Nationen selbstlos dienen
Für Sri Chinmoy verkörpern die Vereinten Nationen die Hoffnungen und Träume der Menschheit. Er nennt sie „die Herzens-Heimat des Welt-Körpers“, und er fühlt, dass jeder Dienst für die Vereinten Nationen gleichbedeutend mit einem Dienst an der Weltfamilie ist. Er schrieb:
„Die äußere Botschaft der Vereinten Nationen ist Frieden. Die innere Botschaft der Vereinten Nationen ist Liebe. Die innerste Botschaft der Vereinten Nationen ist Einssein. Frieden fühlen wir. Liebe werden wir. Einssein manifestieren wir.“
Im Frühjahr 1970 begann Sri Chinmoy auf Einladung des damaligen UNO-Generalsekretärs U Thant, zweimal wöchentlich stille Meditationen für den Weltfrieden an den Vereinten Nationen in New York zu halten. Diese über die Mittagszeit stattfindenden Zusammenkünfte wurden nunmehr seit über 35 Jahren fortgeführt und werden von UNO-Angestellten und Delegierten vieler verschiedener Länder besucht. Sri Chinmoy ist C.V. Narasimhan, dem damaligen Chef de Cabinet, sehr dankbar, der ihn mit U Thant bekannt machte.
Als Sri Chinmoy das erste Mal mit U Thant in seinem Büro im 38. Stock zusammentraf, sagte der Generalsekretär zu ihm:
„Wer immer über Sie zu mir spricht, ist voller Ankerkennung und Bewunderung, und ich persönlich fühle, dass Sie eine äußerst wichtige Aufgabe für die Vereinten Nationen erfüllen.“
Sri Chinmoy antwortete:
„Die Welt kennt Sie als einen Verfechter des Friedens. Als ein Mann des Gebets möchte ich Ihnen sagen, dass Sie auch in der inneren Welt wahrhaft groß sind. Sie leisten in der inneren Welt einen Beitrag, der in höchstem Maße wirkungsvoll und erfüllend sein wird.“
1973 lud Sri Chinmoy U Thant als Ehrengast zur Premiere seines neuen Schauspiels „Siddhartha wird zum Buddha“ ein. U Thant selbst war ein äußerst ergebener Buddhist. Er nahm Sri Chinmoys Einladung mit großer Freundlichkeit an. Am Ende des Stücks hielt U Thant eine wundervolle Rede und sagte:
„Es ist ein großes Privileg, an dieser spirituell bereichernden Erfahrung teilzuhaben. Ich bin unserem geschätzten Lehrer Sri Chinmoy sehr dankbar für dieses innovative Unterfangen... Ich befinde mich in völliger Übereinstimmung mit Sri Chinmoy in seiner Beschreibung der ethischen und moralischen Aspekte des Buddhismus, die in meinen Augen die Grundlage für jeden von uns sein sollten in unserer Suche nach innerem Licht, auf unserer Suche nach Wahrheit...“
Um das Andenken an U Thant zu bewahren, rief Sri Chinmoy den „U Thant-Friedenspreis“ ins Leben. Im Namen der Friedensmeditationsgruppe hat er diese Auszeichnung einer Reihe bedeutender Persönlichkeiten verliehen, die die friedvollen Ideale des ehemaligen Generalsekretärs verkörpern. Unter den Empfängern des Preises waren Präsident Gorbatschow, Präsident Mandela, Premierminister B.B. Vajpayee, Mutter Teresa und Pandit Ravi Shankar, ebenso wie Kurt Waldheim und Javier Perez de Cuéllar, zwei weitere frühere Generalsekretäre der Vereinten Nationen, die Sri Chinmoy sehr nahe stehen.
U Thants Nachfolger war Kurt Waldheim aus Österreich. Sri Chinmoy traf mit ihm 1977 zum ersten Mal zusammen. Während des Treffens sagte der Generalsekretär zu Sri Chinmoy:
„Wir wollen nur Frieden, Frieden, Frieden. Sie beten für den Frieden. Ich weiß, was Sie und die Meditationsgruppe für uns tun. Ich weiß es, ich kann es fühlen.“
Bei ihrem zweiten Treffen im darauf folgenden Jahr brachte der Generalsekretär abermals seine tiefe Wertschätzung gegenüber Sri Chinmoys Wirken zum Ausdruck:
„Ich bin Ihnen aufrichtig dankbar, denn durch die Meditationsgruppe schenken Sie den Vereinten Nationen Ihre Tiefe und Ihre Vision.“
Einige Zeit später wurde Kurt Waldheim österreichischer Bundespräsident, und heute, im Alter von 86 Jahren, dient er den Vereinten Nationen noch immer aktiv in seinem Büro in Wien in seiner Eigenschaft als Präsident der Vereinigung der Vereinten Nationen seines Landes. Am 30. September 2004 besuchte Sri Chinmoy diesen großen Weltdiener in seinem Büro in Wien und überreichte ihm den U Thant-Friedenspreis.
Der fünfte Generalsekretär der Vereinten Nationen war Javier Pérez de Cuéllar aus Peru. Sri Chinmoy traf mit ihm zum ersten Mal 1983 an der UNO zusammen. Der Generalsekretär sagte zu Sri Chinmoy:
„In Ihrer Meditation gehen Sie über die oberflächlichen Unterschiede von Rasse, Geschlecht, Sprache oder Religion hinaus. Sie konzentrieren sich auf die Wahrheiten und die Ideale, die die ganze Menschheit vereinen: die Sehnsucht nach Frieden, das Bedürfnis nach Mitgefühl und Mitleid, die Suche nach Toleranz und Verständnis unter den Menschen aller Nationen.“
1989 traf Sri Chinmoy zum zweiten Mal mit dem Generalsekretär zusammen. Nach seiner zweiten Amtszeit kehrte Javier Pérez de Cuéllar wieder in sein Land zurück und diente später als Premierminister Perus.
Am 26. Mai 2005 wurde Javier Pérez de Cuéllar von Sri Chinmoy in Paris geehrt, wo er gegenwärtig als Botschafter Perus in Frankreich dient. Sri Chinmoy hob den einstigen Generalsekretär auf einer Ehrenplattform über den Kopf und überreichte ihm die „Lifting Up the World with a Oneness-Heart“-Medaille sowie den U Thant-Friedenspreis in Anerkennung seines unermüdlichen selbstlosen Wirkens für die Völkergemeinschaft der Welt.
Auf die langen und fruchtbaren Jahre ihrer Verbindung an den Vereinten Nationen zurückblickend, erwiderte Javier Pérez de Cuéllar:
„Sri Chinmoy, Sie sind das Herz der Vereinten Nationen. In all den Jahren, da ich Generalsekretär war, und auch schon davor, waren Sie immer mit uns. Ihre Botschaft war immer bei uns und wir wurden immer wieder von Ihnen inspiriert. Frieden ist viel mehr als die Abwesenheit von Krieg. Frieden bedeutet Glaube, Moral, Toleranz und Verständnis. Das ist die Botschaft, die Sie überall auf der Welt verbreiten. Sie achten alle Religionen. Alle Religionen haben dasselbe Ziel, das auch Sie haben: Frieden für alle Menschen auf der Welt. Möge Gott Sie segnen!“
Der derzeitige UNO-Generalsekretär Kofi Annan übersandte Sri Chinmoy zum 30. Jahrestag der Friedensmeditationen an den Vereinten Nationen eine sehr inspirierende Botschaft:
„Die Friedensmeditation an den Vereinten Nationen umfasst drei Jahrzehnte, überschreitet vielfältige Grenzen und motiviert eine Vielzahl von Menschen. In diesem Haus, das der Arbeit und der Debatte im Dienst des Friedens gewidmet ist, dient die Meditation dem gleichen Ziel in Ruhe und Stille.“